UNItopia News: Brett Smalltalk, Gruppe Maerchen, Artikel 126

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Titel: Schneckengeschichten
Artikel: 126                                           Bezug: 0
Verfasser: Morla                                       Datum: 06.06.00 22:48:03
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Es begab sich zu einer Zeit, da die Welt kurz vor dem Untergang stand und von
vielen schlimmen Dingen belebt wurde. Viele Menschen, Tiere und Pflanzen
starben aus den verschiedensten Gruenden. UEberall zeichnete sich Leid ab.
Es gab jedoch auch noch wenige Flecken auf der Welt, die davon noch nicht
bedroht waren, jedenfalls nicht so schnell. Mit der Zeit wird sich auch das
aendern, aber noch lebte es sich dort ganz gut.
Auf einem solchen Flecken, mitten im Walde auf einer kleinen Lichtung, da
wohnte eine kleine Schnecke. Sie lies es sich gut gehen so gut sie kann,
verbrachte jedoch die meiste Zeit in ihrem Haus, da sie eine schreckliche Angst
vor den schlimmen Dingen die um sie herum passierten hatte. Die kleine Schnecke
war nicht dumm und sah das viele Leid, aber dagegen tun konnte sie nichts. Sie
dachte viel nach in ihrem Haus, ueber sich und das was ueberall geschah, und
das Einzige was ihr einfiel, wie sie dem Ganzen entgegen treten konnte, war,
dass sie selbst nie so sein wolle. Demnach arbeitete sie hart an sich, um all
das was sie fuer Schlecht befand nicht in sich zu tragen. Dabei bemerkte sie
gar nicht, dass sie viel zu viel alleine war und sich von
den anderen Schnecken abgrenzte. Mit der Zeit war das fuer sie normal und ein
Zustand, wo es ihr schwer fiel, sich das anders vorzustellen. Immer seltener
kam sie aus ihrem Haus heraus. Zumeist nur, um sich mit Nahrung zu versorgen
und die wichtigsten Beduerfnisse zu erfuellen.
Eines Tages, wie die kleine Schnecke so auf der Wiese war und sich genuesslich
eine Mahlzeit goennte, da tauchte ploetzlich eine andere Schnecke vor ihr auf.
Diese Schnecke laechelte sie froehlich an und schaute neugierig auf die
schmatzende  Schnecke. Die schmatzende Schnecke war fasziniert von der
Froehlichkeit der anderen Schnecke und gab ihr ein klein wenig von ihrem Essen
ab, was diese gerne annahm. Beide zusammen schmatzten sie nun laut und
erzaehlten sich dabei lustige Dinge, wobei die froehliche Schnecke natuerlich
viel mehr zu erzaehlen wusste, wie
die Einsame Schnecke. So etwas hat die einsame Schnecke schon lange nicht mehr
erlebt.
Von nun an sahen sich die Beiden des oefteren auf diesem Flecken und erfreuten
sich an der schoenen Landschaft, fuehrten lustige Gespraeche, spielten viel und
genossen die neugewonnene Freundschaft.
Die Treffen wurden immer haeufiger und die Beiden kamen sich immer naeher. An
einem schoenen sonnigen Tage, da zogen die beiden Schnecken los und erkundeten
die Gegend. Sie krochen langsam durch das Gras bis sie am Rande der Lichtung
angekommen waren, machten dort ein gemuetliches Picknick und zogen weiter in
den Wald hinein. Dabei hatte sie sich viel zu erzaehlen, waren ausgelassen wie
lange nicht mehr und bestaunten die vielen unterschiedlichen Pflanzen und Tiere
die im Wald lebten. Am Abend dann, wie sie wieder auf der Lichtung angekommen
waren und sich verabschiedeten, stellten beide ueberrascht fest, dass sie sich
doch schon sehr mochten und sich kaum noch vorstellen konnten ohne den Anderen
zu leben. Mit leicht geroeteten Gesichtern verabschiedeten sie sich voneinander
und versprachen sich gegenseitig sich bald wiederzusehen.
Die Zeit verging.
Immer wieder trafen sich die Zwei auf der Lichtung und spielten ihre Spiele die
teilweise schon sehr tief in ihre Gefuehlswelt blicken liessen. Es herrschte
Freude und Glueck und unsere einsame Schnecke war nun gar nicht mehr Einsam,
sondern fuehlte sich frei und geloest wie schon lange nicht mehr. Noch vor
einiger Zeit haette sie sich das alles gar nicht vorstellen koennen. Das
Glueck, die Freude, die Unbeschwertheit. Das alles und dieses Gefuehl geliebt
zu werden und das auch erwidern zu koennen, das war ihr nun so wichtig, dass
sie dafuer alles gegeben haette.
Mittlerweile verbrachten Beide kaum noch Zeit in ihren Haeusern, sondern tobten
wild auf der Wiese rum. Genossen es draussen zu sein und miteinander das Leben
zu verbringen.
Als es an der Zeit war den zweiten grossen Ausflug zu planen, da kam die
froehliche Schnecke mit einem ganz ernsten und traurigen Gesicht an. Sie war
sehr nachdenklich gestimmt und stellte mit Bedauern fest, dass es so nicht
weiter gehen koenne. Sie koenne das alles nicht mehr mit ihrem Gewissen
vereinbaren und die Schnecken mit denen sie befreundet war, die haetten alle
etwas dagegen was sie hier auf der Lichtung so treibe. Die einsame Schnecke
koennen sie nicht leiden, weil sie nicht zu ihrem Clan gehoere und sich nicht
an die gleichen Grundsaetze halte wie es der Clan vorsieht. Also muesse sie das
alles beenden, so leid es ihr taete. Aber, ab und zu koenne man sich ja aus der
Ferne einander Gruessen, das wuerde ihr doch sehr gefallen.
Voellig entgeistert und dem Schock nahe, nahm die nun wieder einsame Schnecke
das wahr und nickte leise. Sie koenne der traurigen Schnecke nicht vorschreiben
wie sie ihr Leben zu gestalten habe, aber sie wuensche sich doch sehr, dass
dieses Glueck nicht beendet sei. Noch trauriger wie zuvor ging die ehemalige
froehliche Schnecke wieder nach Hause und verkroch sich dort in ihrem Haus, um
den Schmerz und die Trauer zu verbergen. Sie lebte von nun an sehr hektisch und
ausgelastet, damit sie sich nicht mehr an das Vergangene erinnern musste.
Es kam jedoch vor, dass sie am Rande der Lichtung stand und der einsamen
Schnecke zuwinkte, die dort immer noch fernab vom eigenen Hause auf der
Lichtung lag und es vor lauter Trauer und Traenen gar nicht mehr nach Hause
schaffte.
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