UNItopia News: Brett Smalltalk, Gruppe Diskussion, Artikel 1360

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Titel: Nachts im Fernsehen
Artikel: 1360                                          Bezug: 0
Verfasser: Careca                                      Datum: 20.03.03 22:31:28
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Wenn nu der eigene Computer mal wieder mitten in der Nacht konfiguriert werden
muss und gleichzeitig ein Krieg losbricht, dann zeigt das Fernsehen auch mal
das Nachtleben in Bagdad (Sensationsgier, ich komme). Und was war?

- An einer voellig vereinsamten Kreuzung fuhren mehrere Fahrzeuge mutwillig
ohne jeglicher Verzoegerung bei ROT ueber eine Kreuzungsampel. (Flensburg?
Hallo?) Und dazu noch ohne erkennbare Eile ...
- Der Reporter sah in seinem Studio weniger als der beilaeufige Betrachter am
Fernseher.
- Was dem Delling sein Guenther Netzer waehrend der Fussball, das war dem
Kloeppel sein General a.D.: Beurteilung der verschiedenen gegenerischen
Gegenstoesse. Und wurde am naechsten Tag zum generellen Tool aller
Fernsehanstalten.
- Es passierte in jener Nacht genauso viel wie bei jenem legendaeren
Fussballspiel in Madrid zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund, als jenes
Tor fiel. Nur die Reportagen gestern nacht waren defenitiv ermuedender (Kekse
und Windows hielten mich wach).
- Das was ein ARD-Fassbender waehrend eines Spiels so erzaehlte war in seiner
Informationsvielfalt genauso ergiebig, wie ein Kloeppel innerhalb von 4
Stunden. (Vorschlag: Tut Euch lieber ein Spiel mit Fassbender an. Tangiert euch
euch genauso viel ...)
- Waehrend im ARD gezeigt wurde, wie Bush trainierend seinen Teleprompter
ablies, waehrend sich einer seiner Make-Up-Assistentin mit Hingabe aber
verzweifelnd seiner drei irgenwo abstehenden Haerrchen opferte, glaenzte
RTL-Kloeppel mit Hinweisen darauf, dass bald der amerikanische Praesident was
seinem Volk verklikkern moechte.
- Waehrend die ARD einen Dolmetscher-Natur-Amateur bei der Rede von Busch
engagiert hatte (hatten die den gerade aus seinen Tiefschlaf herausgeholt?),
glaenzte RTL gegenueber allen anderen deutschsprachigen Sendern mit einer
fluessigen, ehrlich akzeptablen Uebersetzung. 
- Die RTL-Journalistin, die immer wieder live aus Bagdad zugeschaltet wurde,
konnte soviel Geheimnisse preisgeben, wie sie wollte. Die Drop-Outs in ihren
Berichten verbargen mehr als, dass sie dem Irak ueberhaupt haetten schaden
koennten. Dafuer trieben sie aber immerhin dem Kloeppel die Roete in die
Wangen.
- Als dann im Bagdadschen Morgengrauen zwei Techniker anfingen vor einer Kamera
(die an der Raschid-Bruecke mit der Moschee im Vordergrund) ihre eigenen
Kameras aufzubauen und Kloeppel dieses als mutig bezeichnete, wuenscht ich mir,
die wuerden Wasser und einen Sack Zement mit paar Steinen herausholen und
Kamera samt Kloeppel einmauern (so richtig a la Edgar Allen Poe) ... es gibt
nichts gutes, ausser man tut es ...

Und sonst?

Es gab noch andere Bilder (Web-Cams?) aus Bagdad und ich hatte das Gefuehl, es
haette sich womoeglich gelohnt gehabt, haette man die Stadt nach touristischen
Idealen (a la Sehenswuerdigkeiten bestaunen) noch vorher besucht, haette es
sich gelohnt (wuerde man a la China die Situation dort ausblenden).

Wer nicht hoeren will, sieht fern und hoert dann acuh die Einschlaege, trinkt
seinen Rotwein, konfiguriert sein Windows und sinniert darueber nach, wann es
opportun waere, am naechsten Tage aufzustehen ... der Tod und das Sterben kann
so abstrakt sein ...
Careca (fernsehender Pseudozeuge)