UNItopia News: Brett Smalltalk, Gruppe Diskussion, Artikel 1327

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Titel: Re: krieg
Artikel: 1327                                          Bezug: 1325
Verfasser: Careca                                      Datum: 15.03.03 12:54:48
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Mir faellt dabei noch zusaetzlich ein, dass das Wort vom "Der Zewck heiligt die
Mittel" fuer Bush anders aussieht als fuer dich, Jogibaer, oder gar fuer mich
selber.
Bush hat eine Viertel Million Leute in den Golf geschickt und offenbar neulich
auch ein paar Animierleute. Die Soldaten fangen sich da unten an zu langweilen!
Sie werden unzufrieden, sie wollen endlich das Blut lecken, dass ihnen so
schmackhaft gemacht wurde. Und werden diese Viertel Millionen unverrichteter
Dinge abgezogen, dann geht Bush als der Loser der amerikanischen
Praesidentenhistorie ein. Wenn unter den Soldaten nur 30000 aus Florida sein
sollten und davon nur 10 Prozent unzufrieden, dann kann er seine naechste
Wiederwahl vergessen!
Wirtschaftlich waere ein nicht durchgefuehrter Krieg fataler als ein
durchgefuehrter Krieg. Die innenwirtschaftlichen Schwierigkeiten wuerden sich
erheblich verschaerfen, da Bush bislang eh keinen richtigen Fuss am Boden dort
bekommen hat (wie Schroeder hier). Nicht nur die Ruestungsindustrie wuerde
anfangen erheblich zu stottern (die rechnet ja momentan mit baldigen neuen
Auftraegen), sondern in dieser allgemeinen Wirtschaftsflaute haette die
amerikanische Regierung kein Geld mehr fuer das eigene Volk, da sie erst noch
die Rechnungen und Folgerechnungen des nicht getaetigten Irak-Ausfluges
bezahlen muesste. Die sich verstaerkende Arbeitslosigkeit wuerde zur
historischen Fussangel des Bush-Clans (denke daran, sein Papa war ja auch nu
mal keine innenwirtschaftliche Leuchte). Die Weltwirtschaftskrise waere mit
einem starken USA zu ueberwinden. Dafuer benoetigt aber die USA den Krieg, um
nachher die eingesetzten Gelder als Zinsen zurueckzubekommen (analog des
zweiten Golfkrieges) UND die Vormachtsstellung in der Welt zu verfestigen, um
ebenfalls wirtschaftliche Interessen besser durchsetzen zu koennen. So sieht
jedenfalls das Kalkuel von der Bush-Regierung aus.
Nu stelle dir vor, Bush, Powell, Rice, Rumpsfield und Co. KG wuerden den Krieg
nicht fuehren koennen und nachher wuerden alle diese Leute in den usa zu
Suendenboecken fuer eine erhebliche wirtschaftliche amerikanische Stagnation
auf dem Weltmarkt gestempelt. Finanziell wuerde das diese Menschen nicht
sonderlich treffen, aber die sind inzwischen ueber dem Punkt laengst hinaus, wo
die noch Geld interessieren wuerde. Diese Menschen interessieren sich fuer
Macht und die Androhung von Machtentzug stellt fuer die eine Bedrohung erster
Guete dar. Deshalb reagieren die auch so verschnupft polemisch, wenn andere
Leute versuchen, denen die Macht zu entziehen und den Krisenherd friedlich zu
entschaerfen. Wer nicht fuer sie ist, ist gegen sie.
"Der Zweck heiligt das Mittel"? Die Frage ist, wer verfolgt welchen Zweck mit
welchen Mitteln. Wenn ein CARECA die Freiheit und das Ende des Leids der
Bevoelkerung mit Waffengewalt erreichen moechte, ist das vielleicht ein nobles
Ansinnen, das er nach aussen hin verkauft. Aber wer sagt dir, dass gerade
dieses nicht der Mittel zum Zweck ist, von einem Zweck, den ich dir gar nicht
erzaehle aber immer wieder andeute? Wenn du mich in Sack und Asche herumlaufen
sehen wuerdest und ich dauernd von Gerechtigkeit und Demut predigen wuerde,
dann wuerdest du solches Ansinnen als ehrlich (moeglicherweise auch als
bekloppt gefaehrlich) einordnen. Aber waere ich Politiker, dann wuerdest du
zuerst meine Position abschaetzen und dann eventuell den Satz als ehrlich
einordnen. Nur was waere, wenn ich Schiit waere? Oder Kurde? Oder
Scienntologist? Und immer mit einem Rezept fuer eine optimale Weltordnung in
jener Region in der Tasche, aber immer betonend ich wolle das Leid der Leute
dort mindern? Wuerdest du zu der gleichen Aussage kommen? Da war mal in der
Weltgeschichte eine Clique an der Macht, die wollte ihr Volk in die Steinzeit
zurueckbomben, weil sie meinten nur so koenne man gluecklich sein. Das Zweck
heiligt die Mittel?
Definiere mir Erloesung vom Leid und wie eine leidfreie Situation auszusehen
hat und ich sage dir, welches Mittel den Zweck heiligt (aber nie, ob der Zweck
das Mittel heiligt).
Bedenke, Bush junior hat genuegend Motivationen Saddam vernichten zu lassen.
Sein Daddy und somit seine Familie wurde u.a.a. von Saddams Schergen
angegriffen. Bedenke die USA ist Gods own country und der Praesident ist dessen
Vertreter ...
"Der Zweck heiligt die Mittel" als Rechtfertigung fuer eine Entscheidung ueber
das Schiksal von Millionen (oder Tausenden oder Hunderten) laesst mich immer
aufhorchen. Denn logischerweise sollte derjenige, der das "heiligen" verfuegt,
sowas wie ein Messias-Nachweiszertifikat haben. Und der hat laut dem "Handbuch
fuer Erloeser" noch nie einen Stein geworfen ...
Careca
(dieser Artikel wurde zu lang. Sorry dafuer.)