UNItopia News: Brett Medien, Gruppe Rollenspiele, Artikel 268
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Titel: Re: Rollenspiel
Artikel: 268 Bezug: 266
Verfasser: Milf Datum: 13.01.00 11:50:30
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Hmmm, Du kommst dem Kern der Sache etwas nahe.
Unitopia wird falsch verstanden.
Viele Leute spielen es wie jedes andere Computerspiel:
Da wird auf Teufel komm raus alles Moegliche versucht, wie man XY machen
kann, um moeglichst was zu finden, womit man schnell reich wird.
(kennt noch wer die eine Stelle in Police-Quest, wo vergessen wurde, ein
flag zu setzen, sodass man eine Eingabe immer wiederholte und damit sogar
die Punkte zum Ueberlauf bringen konnte?) und irgendwann ist das Spiel
eben 'durch', man ist der Oberste Obermotz, hat alle EP und mag sich
doch nicht suiziden, weil man hat diese 20 Tage Spielzeit ja schliesslich
ganz schoen was geschafft, war echt harte Arbeit, sich die ganzen Komplett-
loesungen zusammenzusuchen und so.
Manche entdecken dann das Rollenspiel. Und weil man als guter Charakter
ja weder wahr- noch ernstgenommen wird, denkt man sich einen moeglichst
fiesen aus, damit man auch richtig Aufsehen erregt.
Da werden dann Rollenspielsysteme, Literatische Vorlagen, ja gar auch
manche Filmvorlage strapaziert, um die Boshaftigkeit des eigenen Charakters
zu rechtfertigen und moeglichst nett auszumalen.
Und was machen die Leute dann?
Andere umbringen; nichts sonst, ausser an den Brettern rummuellen;
rumhocken und ideln (am besten auf einem Pfahl, damit es auch ja EP gibt!);
wasweissich...
Aber das ist eigentlich ziemlich boese am Sinn von entweder Rollenspielen
im allgemeinen oder Unitopia im speziellen komplett vorbei.
Im Rollenspiel hat man die Chance, jemand zu sein, die man nicht ist.
Klar, die meisten Leute fangen im Rollenspiel erstmal mit Groessenwahn-
sinnigen Dingen an, wollen unbedingt den oberheftigen Magier, oder den wahn-
sinnig kampfeslustigen, superdollen Kaempfer etc spielen.
Viele kommen davon garnicht mehr weg.
in ihren Charakteren staerker auszupraegen. So habe ich zum Bleistift als
erstes einen Illusionisten gespielt, der wirklich allen auf die Nerven
ging. Hernach wurde ich ein auf Saufen spezialisierter Anhaenger eines
Lustgottes oder eine streng wissenschaftlich vorgehende, emanzipierte
elfische Runenmeisterin. Und so weiter, sind nur Beispiele.
Ist also schon ein Schritt weiter auf der Bahn 'ich spiele was, was ich
RL nie sein kann', wobei einem hier der Zusatz 'oder etwa doch' schon
naeher kommt.
Der naechste Schritt waere es, etwas zu spielen, was einem so widerstrebt,
dass man echt Probleme bekommt, Schizophrenie zu leugnen.
Usw usf. Darin liegt meines Erachtens der Gag beim Rollenspiel und weniger
darin, moeglichst das +5 Schwert verschenken zu koennen und dafuer ein
+6 Schwert zu finden oder den Spruch 'Wunzlinge verzaubern' einen Level
hoeher zu bekommen.
Worin liegt jetzt der Gag in Unitopia?
Steht nichtmal irgendwo in der Hilfe.
Wenn man anfaengt, EP zu jagen, hat man irgendwann alle. Ist ne Saettigungs-
kurve, es wird immer schwerer, neue EP zu bekommen, aber irgendwann merkt
man, dass man doch schon recht nahe am Optimum ist, und laesst es sein, bis
das naechste Raetsel aufmacht.
Wenn man rumsteht und Leute trifft, kommen irgendwann Leute an, die meinen
man solle doch besser in ein Chat gehen, da wuerde man nicht riskieren,
dass einem jemand den Vertrauten killt.
Wenn man Rolle spielt, merkt das entweder niemand, oder viel zu sehr und man
muss isch am Brett rechtfertigen.
Wenn man alles irgendwie mischt und sich mal die Welt wirklich direkt anschaut,
einfach rausgeht und erforscht, dann kann man wirklich viel Zeit verbringen.
Ich erinnere mich an den Tag, als ich hoerte, es gaebe Khazad-Dhum (manche
kennen nur den elbischen Namen 'Moria') wirklich, ja da haettet ihr mal
meine Augen leuchten sehen muessen! und was war es doch fuer ein Gedanken-
schmaus, diese Reise, und wie ich vom Felsausguck auf Lorien schaute, da brach
es mir fast das Herz, keine 1000 Meter Seil fuer den Abstieg mitgebracht zu
haben.
Aeh sorry, mich hats davon getragen.
Also nehmen wir mal an, der Sinn von Unitopia waere es, Spass zu haben.
Wie geht man also daran, Spass zu haben?
Obig aufgelistet sind typische Angehensweisen und implizit auch deren
Grenzen aufgezaehlt:
Ep sind irgendwann alle zusammengerafft, beim Labern reibt man sich mit
'echten Spieler', beim Rollenspielen reibt man sich mit 'Laberern' oder
es ist sinnlos, wenn man sich die Landschaft anschauen will, sagt einem
nicht unbedingt alles immer so zu wie mir die Reise nach Khazad-Dhum
(aber auch die Wueste Doerrlands oder die komplexe Ebene sind Reisen wert :)
Unterm Strich kommt also raus, dass irgendwann der Spass vorbei ist.
Truebe Aussichten.
So, und nun rede mir das mal jemand aus.
Was wollte ich eigentlich urspruenglich sagen?
Milf Andunuial
Einen Schritt weiter ist, wer versucht, verschiedene Aspekte ihrer selbst