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Titel: Der letzte Samukaner
Artikel: 1877                                          Bezug: 0
Verfasser: Hirni                                       Datum: 12.01.04 21:58:04
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Film: Last Samurai

Vorab, die wichtigste Voraussetzung fuer diesen Film: Versucht
keinen einzigen Moment lang, ueber die peinliche Story nachzudenken!

Wenn ein paar alte Samurai in ihrer gluecklich-alternativen
Hippiedorf-kommune versuchen, mit Schwert und Bogen dem Fortschritt
in den Weg zu reiten, kann das einfach nicht gutgehen.
Bei einem lauschigen Zen-Spaziergang unter Kirschblueten laesst es
sich natuerlich herrlich ueber die alten Zeiten philosophieren, wo
man noch ohne die boesen Feuerwaffen der noch boeseren Westler, 
also sozusagen unter alten Freunden, sich gegenseitig im ritterlichen 
Kampfe niedermetzelte und verstuemmelte, wo die Samurai noch
die unbeschraenkten Herrscher ueber das gemeine Bauernpack waren,
das es doch tatsaechlich wagt, gute alte Traditionen wie das
Harakiri zu missachten, und stattdessen Schnellfeuerkanonen 
kauft (Grosses Pfui!).

Grosszuegig sehen die altehrwuerdigen Krieger in diesem Film auch
ueber die Jahrhunderte waehrenden Schlachten hinweg, in denen sie 
Tausende und Abertausende von Untergebenen in den sinnlosen Tod 
geschickt haben, geschah dies doch nur zu Ehren des grossen Kaisers
und nicht (wie der ungebildete Westler annehmen koennte) zur
Mehrung des eigenen Einflusses und Reichtums.

Wir wissen es besser: Der Samurai ist wie der Indianer, stark,
unabhaengig, naturbewusst, oekologisch gebildet und edel.
Und er kaempft den letzten, aber vergeblichen Kampf gegen die
Elemente der Industrialisierung. Japan ist dem Untergang der Moderne
geweiht, und wir duerfen das Spektakel mit weinendem Auge mitverfolgen.

Fuer den, der vom Film noch nichts gehoert hat, die Story
im Kurzen:
Tom Cruise, Offizier, ehemals in Diensten General Custers,
traumatisiert von den erbarmungslosen Kaempfen gegen die Indianer,
wird von japanischen Industriellen (die Boesen) angeheuert, um die
japanische Armee in der Handhabung moderner Feuerwaffen zu unterweisen.
Unser Held wird im ersten Kampf gegen die Samurai (die Guten)
gefangengenommen und aufgrund seiner Tapferkeit am Leben gelassen,
ja sogar mit in das Dorf von deren Anfuehrer mitgenommen und dort
in der Kunst des Schwertkampfes unterrichtet.
Unter Kirschbluetenbaeumen lernt er die Kunst des Zen (was soviel
heisst wie: Lass mal das Nachdenken. Leb einfach! (oder so aehnlich))
und reitet schliesslich mit den letzten Mohikan... Samurai in die
alles entscheidende Schlacht gegen mit Gewehren bewaffnete Soldaten.

Mel Gibson nutzt hier alle Tricks, um mit seinen Schotten das
hoffnungslos ueberlegene Heer der Englaender auszumanoevrieren,
unterliegt aber letztendlich der geballten Macht der Moderne (kann
sein, dass ich einige Namen durcheinandergebracht habe, aber
im Grossen und Ganzen muesste es stimmen...)

Zum Schluss reiten unsere Helden (der Anfuehrer der Samurai und 
Tommy Boy) in einer symbolischen Szene mit hocherhobenen Schwertern 
dem Sperrfeuer der Schnellfeuerkanonen entgegen.
Und um die Niederlage in allen Ehren zu feiern, rammen sie sich
in freundschaftlicher Verbundenheit gegenseitig die Schwerter
in den Bauch. Ende. (schnell aufs Klo, der Film war relativ lang)
...

Halt, Moment. Das amerikanische Testpublikum wirkt ungehalten.
Hier und da hoert man ein Murren in den Reihen. Und ein oder zwei
Schluchzer sind auch zu vernehmen.
Wie, beim Kaiser, kann es sein, dass so ein netter Bursche, wie
der Tom Cruise so grausam stirbt?
Ist es nicht moeglich, dass man einen Menschen mit einem MG
durchsiebt, und er trotzdem ueberlebt? Himmelherrgott, der 
Arnold Schwarzenegger zum Beispiel, der hat in Predator und 
Terminator noch ganz andere Sachen weggesteckt!

Also haengen wir 10 Minuten an den Film dran, lassen den
Kaiser nochmal zu Wort kommen, und schicken den (ueberlebenden)
Helden zurueck ins Dorf, zu seiner neuen Flamme und den Kindern.
Na also, geht doch! Ende gut, alles gut.

Ja ok, der Fotograf tut mir ein wenig leid. Jetzt ist er ja
fast gaenzlich umsonst in dem Film zu sehen gewesen. Denn
Tommy kann seine Memoiren noch selber schreiben (in dem
Zen-Garten unter den Kirschbluetenbaeumen - wenn er dazu
kommt, jetzt wo er der einzige Mann im Dorf ist, weil
die anderen Maenner alle im finalen Gemetzel voellig grundlos
draufgegangen sind)

Fazit:
Story beknackt, uninteressant, schon mehrfach durchgekaut,
von oben bis unten mit falscher Ehre bekleckert und nervig.

Bilder und Kampfszenen: wirklich schoen!
Musik: (glaub es war wieder mal Hans Zimmer) grandios und glohrreich!

Alles in Allem gibt es zwei Noten von mir:
Fuer die Story: 1 von 10
Fuer die Kampfsequenzen und Bilder: 8-9 von 10 
(und alles ganz ohne 20 Meter- Luftspruenge, Zeitstopps 
 und 720 Grad-Kameraschwenks)

Wer ne ordentliche Story haben will, sollte daher lieber
die Sieben Samurai anschauen, oder Musashi lesen.
Ansonsten: 
Hirn abschalten, zuruecklehnen und das Popcornkino geniessen!

Gruss,
Hirni