UNItopia News: Brett Medien, Gruppe Kinofilme, Artikel 1641
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Titel: MORO NO BRASIL
Artikel: 1641 Bezug: 0
Verfasser: Careca Datum: 11.03.02 02:15:37
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Es ist mal wieder Hochkonjunktur der dokumentarischen Musikfilme.
Waehrend Wim Wenders nach seiner Kuba-Salsa-Studie sich intensivst mit
Koelsch und BAP auseinandersetzt ("Viel passiert"), hat sich ein Finne mit ganz
anderen Gefilden als finnischer Musik beschaeftigt.
Mika Kaurismaeki (nicht verwechseln mit Mika Hakinnen - Ex-Rennfahrer -
oder Aki Kaurismaeki - Verfilmer der finnischen LENNINGRAD COWBOYS)
beschaeftigt sich in seinem Film MORO NO BRASIL (uebersetzt: "Ich wohne
in Brasilien") mit der Samba und dessen Wurzeln in Brasilien.
Der Film beginnt in der schneeverwehten Landschaft Finnlands: Eine vermummte
Gestalt geht ueber eine schneeverwehende Strasse und haelt eine Samba-
Bossa Nova-Schalplatte unterm Arm geklemmt. Das war das Ergebnis einer
Tauschaktion
und geschah um 1980 herum. Seitdem hatte Kaurismaeki die Idee, nach den
Urspruengen der Samba zu forschen. Der Film blendet ueber in einen heiteren,
aber nicht wolkenlosen Tropenhimmel. Statt einer Strandpromenade eventuell
sogar die der Copacabana zu sehen, macht der erste Kameraschwenk klar, dass
der Film im Landesinnere Brasiliens anfaengt. Kaurismaeki (hin und wieder
als transparenter Gringo im Film zu sehen) spannt den Bogen von dem Musik-
verstaendnis der Amazonas-Indios hinueber zu dem momentan in Brasilien sehr
beliebten Forro (nicht zu verwechseln mit Salsa oder Merengue) ueber die
Maracatu zum Candomble zur Samba bis schlussendlich zum brasilianischen Funk.
Abschluss ist das Bekenntnis von Kaurismaeki durch das Lied MORO NO BRASIL.
Der Film ist - bis auf die erklaerenden Kommentare zwischen den Bloecken aus
dem off - in portugiesischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Hauptsaechlich
besteht der Film aus Interviews mit Brasilianern, die voller Leidenschaft
un Liebe von ihrer Musik erzaehlen und aus entsprechenden Musikpassagen der
jeweiligen Stilrichtungen. Der Off-Erzaehler (die Synchronstimme von
Kausirmaeki) haelt sich angenehm unspektakulaer zurueck.
Der Film st eine einzige Liebeserklaerung an einen musikalischen Kultur-
raum dieser Welt, den wir nur immer wieder am Rande erfahren und dann
immer als exotisch erotischen Leckerbissen vorgesetzt bekommen.
Der 105 minuetige Film lohnt sich.
Er erhaelt von mir eine 8,5 von 10.
Careca
Anm.: In dem Kino, in dem ich war war die FSK auf 18 Jahre (!) festgelegt.
Lasst euch nicht nassfuehren. Es kommen weder exessive Gewalt- oder Sex-Szenen
vor. Fleischbeschau in Form von nakten Busen ist auch nicht im Film
auszumachen.
Das, was exessiv vorkommt, dass ist Musik! Und wenn sowas erst FREI AB 18
ist, dann haette man schon etliche Kirchen raeumen muessen ... Ich nehme
mal an, dass da der Kinobesitzer einen Fehler gemacht hat, den er auch noch an
die Muenchener Presse weitergereicht hat.
Wer in diesem Film Samba bis zum Abwinken erwartet, wird enttaeuscht. Der Samba
sind schon andere Filme gewidmet worden. Ich empfehle hierzu den Film
ORFEU NEGRO. MORO NO BRASIL dokumentiert die verschiedensten Musikstile,
aus denen letztendlich die Samba genaehrt worden ist und wird.